Interview mit Anne-Nicole Wassmer, klassische Homöopathin in Bad Waldsee

Entspannen – bei einem Waldspaziergang querfeldein mit meinem Hund oder mit Trommelmusik in der Hängematte liegen und den Bäumen beim Wachsen zusehen.

Nach meiner Ausbildung zur Krankenschwester und etwas Berufserfahrung nahm ich eine Auszeit in Malawi und Tanzania – ich wollte Reisen, nur mein Rucksack und ich. Ich arbeitete eine Zeitlang gegen Kost und Logis mit, v.a. im PHC – primary health care – d. h. schulmedizinische Versorgung der Landbevölkerung mit Nahrungsmitteln, sauberem Wasser, Medikamenten und Impfungen. In dieser Zeit sah ich viel, was mich zum Nachdenken brachte, weil es sich einfach nicht richtig anfühlte. Ich sah auch die Grenzen der Allopathie und v.a. der Pharmakologie. 

Ich erlebte das Überlegenheitsgefühl der Schulmediziner mit ihrem Allmachtsanspruch auf die „richtige Behandlung“, das „richtige Vorgehen“ und ihrer Verachtung für das traditionelle Heilen der Einheimischen mit Kräutern und ihren Medizinmännern der Clans. Ich erkrankte selbst schwer – unter anderem mehrfach an Malaria – trotz ordnungsgemäßer Prophylaxen und Impfungen. Durch die ganzen Behandlungen wurde ich immer kränker. Erst Jahre später ging es mir besser – es war die Homöopathie, die mich schließlich heilte.

Zurück in Deutschland beschloss ich daher einen anderen Weg zu suchen, um zu heilen. Ich wurde Heilpraktikerin und dann Homöopathin. Ich wollte ein Naturheilverfahren anwenden, das hier in meinem Lebenskreis verwurzelt ist und den ganzen Mensch sieht und behandelt – körperliche Erkrankungen ebenso, wie die Leiden der Seele und des Geistes, und zwar ohne den Organismus dabei immer mehr zu vergiften oder durch Unterdrückung die Krankheit lediglich auf eine andere Ebene zu verschieben.

Hahnemann, der Begründer der Homöopathie und seine direkten Nachfolger zeigen uns wie es ging und geht. Mir ist es wichtig, dass das Wissen dieser alten Meister der Heilkunst nicht verloren geht. Viele dieser alten Bücher sind schon nicht mehr erhältlich, das Wissen über die Behandlung selbst schwerer Pathologien, jenseits von moderner Pharmakologie geht verloren. Ich möchte meinen Teil beitragen, dieses Wissen digital zu erfassen und somit zu erhalten. Viel Vorarbeit haben dabei schon meine Lehrer Yves Laborde und Johannes Sussbauer geleistet. Alles was ich erarbeite, teile ich in unserem Arbeitskreis. In den Supervisionen können die Teilnehmer darüber hinaus ganz praktisch an ihren eigenen Fällen lernen, wie dieses alte Wissen erfolgreich angewendet werden kann.

Der Nutzen ist sehr groß. Bei aller Liebe für die Homöopathie behalte ich selbstverständlich immer ganz sachlich die medizinischen Fakten im Blick. Es nützt nichts, wenn eine Patientin mit Schilddrüsenunterfunktion und Uterusmyomen sich seelisch-geistig besser fühlt, aber ihre medizinischen Werte und Befunde sich verschlechtern. Wenn die Homöopathie an ihre Grenzen kommt, weil ein Heilungshindernis besteht, z.B. in Form eines Mangels an Hormonen, Vitaminen, Spurenelementen oder in einer gestörten Darmflora (Mikrobiom) o.ä., dann darf und muss man komplementäre Wege gehen.

Ich bin unendlich dankbar, dass ich das nicht auch noch alles selbst machen muss, sondern diese Patienten zur Diagnostik und Therapie zu Dir schicken kann. Die Bündelung unserer Kräfte – zum Wohle des Patienten – das macht Freude und ist sehr befriedigend.

Ich glaube fest daran, dass sich das gerade ändern darf. Es gibt viele Anzeichen für einen Wandel – hin zu einer schönen, neuen Welt ohne Konkurrenz, Neid, ideologische Kämpfe, Raffgier, Glaubenskriege etc. – hin zu einer Welt in der alle in gegenseitigem Respekt für Andersartigkeit und Anerkennung der Individualität bis hin zu fürsorglichem und liebevollem Miteinander leben. Ich bin Idealistin, – ich glaube, dass sich manifestiert, was wir denken und wovon wir überzeugt sind – also versuche ich entsprechend zu leben, so gut ich es eben kann.

Ich wünsche mir, dass ich dann weniger Entspannung brauche, weil ich einfach immer entspannt bin. Mein Ziel: Ganz bei mir sein, im Einklang mit der Natur, im Frieden mit all meinen Mitmenschen und allen Kräften die um uns herum wirken. Aus dieser Ruhe heraus möchte ich gerne weiterforschen, wie Menschen „heiler“ werden können – mit meiner geliebten Homöopathie und allem was sie sonst noch dabei unterstützt.