Interview mit Bianca Vigliotti, Korneotherapeutin, Hautexpertin, Ernährungsberaterin, Produktentwicklung in Sursee (CH) und Grünkraut (D)
Bianca Vigliotti hat aus langjähriger Berufserfahrung heraus ihren Weg revolutioniert und erfolgreich Hautpflegeprodukte mitentwickelt, die individuell auf Patienten und Hautthemen angepasst werden. Damit schließt sie die Lücke zwischen Medizin und Kosmetik. Wenn es um die Zusammenarbeit mit Ärzten und Alternativmedizinern geht, macht sie dabei gute Erfahrungen.
Liebe Bianca, du vertreibst als Hautexpertin nicht nur die Produkte einer Marke, sondern entwickelst sie selbst mit. Wie kommt es dazu?
Ich hatte ein Schlüsselerlebnis durch periorale Dermatitis nach meiner Schwangerschaft. Bläschen im Gesicht sind in meinem Beruf unvorteilhaft – insbesondere in den 5-Sterne-Spa-Hotels, in denen ich gearbeitet habe. Damals bin ich einfach auf andere Produkte der Linie umgestiegen, die ich vertrieben habe. Sie waren für sensiblere Haut gemacht. Es hat sich aber nichts verändert – die Grundinhaltsstoffe waren ja die gleichen.
Bedeutet das, dass die Produkte, die du damals vertreten hast, ungesund waren?
Ja und nein. Ich habe intensiv recherchiert und entschieden, dass ich auf keinen Fall mehr mit gesundheitsbedenklichen Inhaltsstoffen arbeite. Auch hat mir meine Erfahrung gezeigt, dass meine Klienten individuelle Kombinationen von Inhaltsstoffen brauchen, um ein für ihre Haut optimales Ergebnis zu erreichen. Darum möchte ich Produkte spezifisch anpassen können.
Und so bist du in die Produktentwicklung eingestiegen!
Genau. Durch die individuelleren Zusammensetzungen hat sich die Trefferquote der Pflegeprodukte für einen Kunden auf 95% erhöht. Mein Fokus ging vom Cremen und Schminken zu mehr Hautgesundheit. Meine Arbeit ist, inklusive Ernährungsberatung, ganzheitlicher geworden.
Was machst du denn in deiner Praxis genau?
Mit Korneotherapie schließe ich die Lücke zwischen medizinischer Behandlung und klassischer Kosmetik (cremen, schminken, verwöhnen). Beides hat seine Berechtigung. Daher arbeite ich auch gerne mit Ärzten und Komplementärmedizinern zusammen.
… so unter anderem mit mir. Erlebst du einen Unterschied bei Kunden, die auch homöopathisch behandelt werden?
Definitiv! Mit einer Creme von außen kommt man bis in eine bestimmte Tiefe. Wenn wir von innen behandeln, durch Ernährung und Homöopathie, geht es noch viel weiter. Besonders bei Kindern mit schweren Hautkrankheiten wie Schuppenflechte und Neurodermitis konnten wir anhaltende Erfolge erzielen. Und bei den Frauen mit Hormonproblemen, die ich zu dir schicke. Hier braucht der Körper Unterstützung von innen.
Wie können Kosmetikerinnen, Hautärzte und Komplementärmediziner im Sinne des Patienten besser zusammenarbeiten?
Einer muss immer den Anfang machen und auf andere zugehen. Wenn ich Hautärzte anspreche, sie nach ihrer Sicht frage, stoße ich oft auf offene Ohren. Da sie für Erkrankungen und nicht Pflege zuständig sind, entstehen tolle Synergien.
Hast du dahingehend nie Bedenken erlebt?
Doch, auch. Man sollte sich unbedingt freimachen von dem Gedanken, dass jemand von meinem Wissen „auf meine Kosten“ profitiert. Lässt man Gedanken los, eigenes Wissen frei preiszugeben, entsteht ein unfassbares Potenzial. Denn dadurch, dass man sich Kompetenz und Wissen dazu holt, erreicht man das Optimum für die Patienten.
Und was ist mit eigener Unwissenheit in manchen Bereichen?
Eigene Lücken ehrlich zu kommunizieren ist das A und O, darum geht es ja gerade. Sich verlassen können auf das fundierte Wissen eines anderen – und einem Gegenüber das Gleiche vermitteln: in dem und dem Bereich bin ich einhundert Prozent kompetent. Hier ist meine Kompetenz – und dort deine. So ergänzen wir uns.
Das Interview führte Andrea Strasser.